Fundberichte 2009
1. Kluft auf 1700 müM Valsertal
Zurück aus Südostasien und erholt von der harten Wintersaison, lockten mich die Kristalle wieder. Das Salzwasser des südchinesischen Meeres hatte mein Hühnerauge, das ich mir im Winter in den engen Skischuhen eingefangen hatte, nicht weggekriegt.
Da dieses Ding mich beim Bergsteigen behinderte, entschied ich mich eine Fundstelle aufzusuchen, die im Herbst 2008 unverhofft viele Kristalle geliefert hatte, und nicht all zu schwer zu erreichen war. Die Stelle fand ich vor, wie ich sie im Vorjahr verlassen hatte, überall glitzerte es am Boden von den Scherben und Zinken, die ich im Herbst liegengelassen hatte.
Leicht genervt von meinem ständigen Brennen im rechten Fuss fing ich an, die Stelle neu zu beurteilen und zu bearbeiten. Sogar kniend arbeitend spürte ich dieses dämliche Hühnerauge. Ich verfluchte dieses Ding und wollte nie mehr was mit Hühnern zu tun haben!! Ich grinste bei dem Gedanken vor mich hin.
Nach zwei Stunden kam ich zum Schluss, dass die letztjährige Kluft wohl nichts mehr hergeben würde. Also entschloss ich mich, das Quarzband weiter abzubauen, in der Hoffnung, es würde sich irgendwann neu öffnen. Auf der rechten Seite der letzten Kluft fing ich zu hämmern an und kaum angefangen klang es schon ziemlich hohl und prompt stiess ich mit meinem Meissel in einen Hohlraum.. Vorsichtig vergrösserte ich das Loch und das Hühnerauge war auf einmal wie weggezaubert beim Anblick dessen, was mir aus dem Loch entgegenglitzerte: Zahllose ineinander verkeilte Stufen konnte ich einfach so mit der Hand ernten. Mein Rucksack war in einer halben Stunde randvoll und ich machte mich auf den Abstieg. Sofort machte sich meine Begleitung, das Auge wieder bemerkbar. In Anbetracht dessen, was ich im Rucksack hatte und was mich noch in der Kluft erwartete, liess ich mir meine gute Laune nicht mehr durch das Huhn verderben.
Die neue Kluft lieferte ungefähr vier volle Rucksäcke. Alle Stufen waren unverletzt, jedoch nicht all zu gross. Die beste Stufe sieht man auf dem Bild unten links nach der Bergung.
2. Grosse Kluft auf 2500 MüM Valsertal
Nach mehreren Exkursionen auf der Leisalp, mit bescheidenem Erfolg, fand ich eines Tages während einer Exkursion, auf ungefähr 2500 MüM, eine Kluft. Ich holte zusammen mit meinen Klienten einige schöne Stufen heraus. Am nächsten Tag ging ich mit einem Freund von der Kantonspolizei nochmals zu der Kluft, um sie mit schwererem Werkzeug zu bearbeiten. Wir konnten noch einige Stufen bergen, doch der erhoffte grosse Erfolg blieb aus.
Nach einigen Tagen war ich wieder mit Leuten zu der Stelle unterwegs, um da weiter zu arbeiten. Schon von weitem sah ich, dass zwei Strahler in unmittelbarer Nähe der Kluft arbeiteten. Ich dachte schon mein Werkzeug wäre wieder gestohlen oder versteckt, was auf der Leisalp öfters vorkommt. Als wir jedoch bei unserer Stelle waren, sah ich diese unverändert und auch mein Werkzeug war noch da.
Ich machte die zwei mir unbekannten Strahler darauf aufmerksam, das dies mein Werkzeug sei und sie zu Nahe an meiner Stelle arbeiteten . Sie entgegneten mir, sie seien schon zwei Jahre an dieser Stelle. Daraufhin sagte ich Ihnen, sie müssten Ihre Stelle schon irgendwie markieren und irgendwelches Werkzeug hinterlassen, da sonst kein Mensch die Stelle als besetzt erkennen würde.
Irgendwie hatten die zwei kein Gehör für meine Argumente und es entbrannte ein kurzer, aber heftiger Streit. Danach entschloss ich mich dem Ärger aus dem Weg zu gehen und die Stelle aufzugeben. Ich versuchte mit meinen Leuten weiter oben etwas Neues zu finden, was an dem Tag aber nicht gelang. In den nächsten Tagen schaffte ich es jedoch, ein grösseres Quarzband zu durchbrechen und unverhofft stiess ich auf eine grosse Kluft.
Auf dem linken unteren Foto sieht man die vertikale Kluftöffnung. Unten ist dann der richtige Klufthohlraum, der sich momentan horizontal auf einer Länge von ca. 8 Meter ausdehnt. Die Kluft enthielt ausser einer Tonne mürben Calcit einige hundert Kilo Bergkristall in beträchtlicher Grösse, jedoch mit geringer Qualität. Für meine Kunden war es jeweils ein unfassbares Erlebnis, wie man so eine Kluft bearbeitet und erntet .Da ich dieses Gebiet ausschliesslich mit Familien besuche, weil es auch für Kinder ungefährlich ist, war ich schon glücklich den Familien so eine grosse Kluft zeigen zu können.
Leider befürchten viele Leute, man werde reich mit einer grossen Kluft und Neid entsteht. Leider auch bei den zwei Strahlern, die noch immer 100 Meter unter meiner Kluft arbeiteten sowie bei dem Hirt der Leisalp, der immer mein Werkzeug versteckte oder klaute (nicht zu verwechseln mit der Familie Pixner, die eigentlichen Pächter der Leisalp, die sehr nett sind und mit denen ich mich hervorragend verstehe). Für mich waren die Streitereien schon lange vergessen und ich grüsste die beiden Strahler auch jeden Morgen beim vorbeilaufen. Wahrscheinlich war die grosse Kluft Schuld daran, dass mich diejenigen im Winter(!) mit Lügen bei der Gemeinde Vals anzeigten und mir dauernd Steine in den Weg schmeissen. Ich meinerseits habe nun aber reagiert und die Leute mal vorgewarnt sowie den Hirt wegen Diebstahls angezeigt. Falls die zwei Strahler nicht reagieren und sich entschuldigen, werde ich den Brief (EINE ABSOLUTE FRECHHEIT), den sie der Gemeinde geschrieben haben, hier veröffentlichen mit Name und Adresse der zwei Strahler. Immer versuche ich Ärger aus dem Weg zu gehen und meinen schönen Beruf auszuüben, leider hat das im letzten Sommer nicht geklappt.
3. Kluft auf 3000 müM Frunthorn Valsertal
Wie jedes Jahr verbringe ich im August und September viel Zeit auf meinen Lieblingsberg, dem Frunthorn. Dieser Berg hat mir schon unvergessliche Erlebnisse beschert.
Auf diesem Berg fühle ich mich frei und glücklich, wegen der fantastischen Aussicht von meinem Zeltplatz , dem schönen weissen Gneis, der herrlichen Alpenflora und der Tierwelt. Leider sind die Steinböcke, die mich oft am Morgen besuchten, in dem Gebiet stark reduziert worden und man sieht nur noch selten 2- 3 Böcke auf dem Grat. Dafür besuchen mich jetzt Schafe fast jeden Morgen und Abend und das freut mich auch, weil ich ein Tierfan bin. Auch mein Hund Sam freut sich ab jedem Besuch (siehe unteres Foto) und weiss ganz genau, dass er sie in Ruhe lassen muss und hat absolut kein Problem damit.
Der eigentliche Grund, dass ich so viel Zeit auf diesem Berg verbringe, sind aber die erdbeerroten Fluorite und die schwarzen Morione; für mich sind es die schönsten Steine aus unserer Heimat. Seit 1993 suche ich jedes Jahr intensiv nach diesen Steinen und hatte auch schon Erfolg. So wie im Sommer 2000, als ich eine Grosse Kluft mit Morionen und Fluoriten fand. Dieser Fund wurde oft portraitiert und wurde berühmt. Daraufhin entstand ein Boom aufs Frunthorn und es wurde gefährlich in der steilen Nordflanke zu Strahlen wegen dem Steinschlag. Also guckte ich jeweils am Wochenende aus dem Zelt, um die Strahler zu zählen, die unterwegs waren und legte mich jeweils für den Rest des Tages schlafen oder las vor dem Zelt ein Buch. Die Strahler besuchten mich meistens am Abend um Kaffee zu trinken und ein bisschen zu plaudern. Sie wussten, dass ich am Montag meine Arbeit wieder aufnehme, wenn der Berg wieder frei war.
Der Boom auf das Frunthorn hielt aber nur 2-3 Jahre, weil der Erfolg meistens ausbleibt; und das nicht nur bei den Wochenendstrahler, sondern auch bei mir .Es gab auch Jahre in denen ich praktisch nichts bergen konnte. Wochenlang setzte ich mich den Gefahren des Berges aus, ohne jeglichen Erfolg, wie in den Jahren 2007 und 2008. Trotzdem zieht es mich immer wieder auf den Berg, so auch im Sommer 2009. Dieses Jahr sollte aber wieder anders werden. Schon am ersten Tag stiess ich auf eine Kluft mit Rauchquarz und Fluorit, die ich zwar schon öfters bearbeitet hatte, aber wieder aufgegeben hatte. Die Kluft lieferte knapp zwei Rucksäcke Rauchquarze und ein Paar Fluoritstufen und war nach 3 Tagen ausgebeutet.
In der zweiten Woche hing ich am Seil in der gefährlichen Nordwand. Am zweiten Tag seilte ich mich zu einer Stelle ab, die ich schon Jahre im Visier habe. Nach dem zweiten mal Glück, nicht von einem Stein getroffen zu werden, entschied ich mich, weiter abzuseilen und die Wand für heute zu verlassen. Auf dem Weg nach unten inspizierte ich eine Stelle, an der ich auch schon gearbeitet hatte. Ich bemerkte, dass sich das kleine Quarzband unter meiner letztjährigen Stelle weiter in die Tiefe verzog und unter einer riesigen Platte, die sich parallel zur Wand ca. 0,5m gelöst hatte, verschwand. An dieser Stelle fing ich an zu arbeiten, als ich merkte, dass sich das Quarzband horizontal in den Berg hineinzog. Schon nach kurzer Zeit kamen sehr interessante Calzite auf Matrix zum Vorschein, jedoch ganz wenig Rauchquarze geschweige denn Fluorite. Die Spannung war schon ein bisschen weg, als ich nach einer halben Stunde das nächste mal in das Loch griff, um anscheinend die nächste Calcitstufe zu bergen. Ich holte die Stufe raus und da traf mich fast der Schlag und kein Stein. Das, was ich in der Hand hielt, war eine kleine Stufe mit einem knallroten, perfekten Fluorit und zwei kleinen daneben, ein Traumstück. Ich seilte mich zum Wandfuss ab und brachte mich und den Fluorit unter einem Überhang in Sicherheit vor dem Steinschlag. Da setzte ich mich eine halbe Stunde hin und genoss überglücklich mein Leben und den Stein, den ich hatte bergen dürfen. Ich war stolz auf mich selbst.
Die kleine Kluft lieferte noch ungefähr 6 ausgezeichnete Fluoritstufen, wovon sich drei in meiner Sammlung befinden. Damit war eine für mich sehr erfolgreiche Strahlersaison auf dem Frunthorn beendet.
Da ich weiss, dass sehr viele Leute meine Fundberichte lesen, möchte ich mich entschuldigen, dass ich erst jetzt im Sommer 2010 meinen letzten Bericht geschrieben habe. Weil ich eine totale Pfeife am Computer bin, brauche ich jeweils viel Zeit und Überwindung, um meine Berichte zu schreiben. Ich hoffe sie haben Euch Spass gemacht. Somit sind meine Berichte von 2009 fertig, ausser der Bericht von der Leisalp. Da wird in nächster Zeit der besagte Brief erscheinen.