Fundberichte 2010
1. Fundbericht
Die Kluft auf 1700 müM. geht weiter.....
Nach einem unendlich langen und kalten Winter ist es langsam wieder so weit; unsere lieben Touristen haben sich ins Ausland oder ins Unterland zurückgezogen. Unsere Täler und Berge sind verlassen und der Schnee zieht sich immer weiter zurück. In dieser Zeit sieht man in unserem Dorf nur noch ein paar Bauern, die mit mir über das schlechte Wetter diskutieren wollen, darum verziehe ich mich im Mai meistens irgendwo ans Meer, um mich zu erholen. Weil wir dieses Jahr nur wenig Zeit hatten, habe ich mit meiner Freundin eine Woche in der Südtürkei verbracht. Statt 15-20 Stunden Reisezeit hatten wir diesmal nur etwa 5 Stunden. So ungefähr Mitte Mai habe ich mit dem Strahlen wieder angefangen.
Wie jeden Frühling besuchte ich meine alte Kluft auf ungefähr 1700 MüM. Die Kluft befindet sich in sehr unwegsamem und bewaldetem Gebiet und ist jetzt eine ziemlich grosse Baustelle .Das ganze Quarzsystem zieht sich über einen ganzen Rücken hinweg. Auf einer Länge von ca. 20 m habe ich es bis jetzt bearbeitet, an manchen Stellen bis zu 3 m tief. Immer wieder öffnet sich das Band und es kommen kleine bis mittelgrosse Klüfte zum Vorschein. Die Kristalle sind zwar zahlreich und immer in Gruppen, aber nicht so weltbewegend, dass jetzt ein Strahleraufmarsch in diesem Gebiet zu befürchten wäre.
Eine dieser zahlreichen Klüfte in 2.5m Tiefe / Eine Stufe aus dieser Kluft.
Dieselbe Stufe nach der Reinigung
Vor dem Abseilen im gleichen Gebiet, aber anderer Ort. / Das ganze Kluftsystem zieht sich ziemlich horizontal dahin.
2. Fundbericht
Nach etlichen Exkursionen mit interessanten Gästen hatte ich mal Lust, das Gebiet um das Val Serenastga zu besuchen. Früher war das mein Hauptstrahlergebiet, jedoch nach dem grossen Fund der Fleps mit den Riesengruppen gab es da zu viele Strahler und die Hütte, die ich mit meinem früheren Strahlerkollegen Alfons immer bewohnen durfte, hatte auf einmal keinen Platz mehr.
Schweren Herzens beschloss ich damals das Gebiet aufzugeben, zwar liess ich mein Werkzeug an meinen besetzten Stellen noch liegen, doch nach zwei Jahren waren diese Stellen ausgeräumt und das Werkzeug weg. So entschied ich mich definitiv, dieses Gebiet für ein paar Jahre nicht mehr zu besuchen.
Die besagten Stufen lösten damals ein grosses Medieninteresse aus und alle Leute, die mich als Strahler kannten, fragten mich, ob ich denn auch an dem Fund beteiligt wäre. Überhaupt war damals nur diese Kluft und ihr angeblich millionenschwerer Inhalt im Gespräch bei den Leuten, was zugegebenermassen fast ein bisschen nervte. Das ganze legte sich aber gewaltig, als die Funde von der Göschenenalp bekannt wurden.
Val Serenastga vom Piz Miezdi / Abendstimmung Richtung Piz Ault
Mein Traum vom Strahlen war ausschliesslich, mich selber vom Strahlen ernähren zu können. Da ich aus einer Bauernfamilie stamme und in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen bin, hätte ich lieber meine Familie finanziell unterstützt, als berühmt zu werden und medienpräsent zu sein. Unsere heutige Gesellschaft ist eh medienmanipuliert. Interviews und Fernsehauftritte von Strahlern mit ihren Kommentaren sind meistens gestellt, nicht aufrichtig; fast schon lächerlich. Mit wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel Dosi Venzin , der mit seinen authentischen Aussagen und mit seiner aufrichtigen, lustigen Art den wahren Strahler für mich und viele anderen Leute darstellt. Er hat seine Familie mit dem Strahlen ernähren können und hat ein Leben in Freiheit geniessen dürfen. Echt ein toller Typ, so wollte ich auch immer sein, habe es aber bis jetzt nur zur Hälfte geschafft, da ich noch 5-6 Monate angestellt bin. Solche Gedanken begleiten mich oft beim Aufstieg. Manchmal sind meine Gedanken auch bei einer attraktiven Frau oder einem tollen Auto und nicht immer bei den schönen Blumen am Weg, wie immer in Strahlerberichten zu lesen ist, obwohl ich ein totaler Blumenfan bin. Auch bin ich enttäuscht, wenn ich am Abend völlig erschöpft bin und gar nichts gefunden habe; die meisten schreiben dann: "Oh das spielt überhaupt keine Rolle, ich habe die Natur geniessen können". Dieser Satz kann vielleicht bei ganz wenigen Gelegenheitsstrahlern gelten, aber bei Profis und Halbprofis ist er gestellt und nicht wahr, weil man die Enttäuschung nicht zugeben will. Das heisst aber nicht, dass ich nicht geniessen kann, ich bin ein absoluter Berg- und Tierliebhaber.
Sam beim ersten Zeltplatz / Enzian mit Alpenrose / Geburtstagsgeschenk für meinen Freund
Nach einem gewaltigen Marsch von der Valser Seite erreichte ich anfangs Juli das Gebiet des Piz Miezdi vis-a-vis vom Piz Regina. Ich fühlte mich sofort wohl in meiner alten Strahlerheimat, war alleine und total motiviert. Da ich zur Zeit das Jahrespatent von Vrin hatte, begab ich mich auf diese Seite des Berges. Überall gibt es Anzeichen von Quarzbändern und alten Klüften. Fast zehn Jahre war es her, als ich das letzte Mal in diesem Gebiet strahlen war und ich konnte es nicht fassen, dass ich dieses Gebiet verlassen hatte, denn mit schwerer Arbeit lässt sich hier noch viel finden.
Ich arbeitete fast den ganzen Tag an einem Quarzband, das immer wieder kleine Stufen und Kristalle lieferte. Mit halb gefülltem Rucksack machte ich mich so gegen drei Uhr für den kleinen Anstieg zum Pass und dem langen Fussmarsch hinunter nach Surin bereit, wo mich meine Freundin mit dem Auto abholen würde. Schon beim Aufstieg überlegte ich fürs nächste Mal: Es muss ein Zelt hinaufgetragen werden. In Gedanken schon beim Suchen für einen geeigneten Zeltplatz setzte ich mich kurz hin. Es ist hoffnungslos, es gibt kein Wasser und keinen einigermassen ebenen Platz. auf dem ganzen Berg.
Fast frustriert von dem Gedanken betrachtete ich eher zufälligerweise das kleine Quarzband, das sich beim Sitzen ungemütlich anfühlte. Ich setzte meinen Rucksack ab und begann an dem Quarzband mit dem Eispickel zu arbeiten. Schon bald erschienen die ersten Anzeichen und nach 5 Minuten eine schöne Stufe. Nach einer halben Stunde eine Traumstufe und mein Rucksack war voll!
Das kleine Band, an dessen Ende ich mich hingesetzt habe. / Die erste tolle Stufe aus dem kleinen Band nach der
Reinigung. Glasklar und mit Phantomen.
Beim nächsten Aufstieg schleppten meine Freundin und ich das Zelt mit und stellten es eine Stunde Fussmarsch von dem Fundgebiet auf, weil es da Wasser gibt und der Platz eben ist. Jedes Mal, wenn ich dann zur Fundstelle raufmarschierte und am Abend wieder zurück, dachte ich wie schön es wäre, in der Nähe der Fundstelle zu schlafen, morgens aus dem Schlafsack rauszurollen und sofort anzufangen zu strahlen. So entschloss mich, eine Ebene aus dem Berg heraus zu graben . Das Zelt wurde von meiner Freundin geholt und das Wasser muss ich nun immer mit hinauf tragen.
Die Kluft lieferte noch drei volle Rucksäcke und drei Topstufen. Die Sonne scheint da oben sehr früh und am Abend kann ich strahlen bis es dunkel wird. Ich freue mich auf den nächsten Sommer.
Die drei Besten aus der Kluft
3. Fundbericht
Wie immer zuletzt der Fundbericht vom Frunthorn, meinem Lieblingsberg. Leider war der letzte Sommer für das Strahlen am Frunthorn total schlecht. Von anfangs August bis 10. September hatte ich keine Exkursionen angenommen, um intensiv am Frunthorn zu strahlen. Es kam aber ganz anders; statt zu strahlen war ich öfter auf Steinpilzjagd, weil das Wetter immer schlecht war. Das Gute daran, ich habe mich für den ganzen Winter mit Pilzen eingedeckt und muss keine Angst haben, zu verhungern.
So sah es oft im August bei uns zu Hause aus. / Die Roten wollten wir eigentlich mal rauchen.
Nachdem ich gehört hatte, dass einer, der es schon gemacht hat anschliessend aus dem Fenster gesprungen ist, ohne dieses zu öffnen, haben wir es sein lassen.
Schlussendlich kam ich insgesamt auf 4-5 Tage Strahlen am Frunthorn. Davon waren zwei bis drei Tage sehr kalt und der Boden nordseitig immer gefroren, sodass ich gezwungenermassen auf der Südseite strahlen musste. Für gewöhnlich laufe ich da vorbei, weshalb ich um so erstaunter war, dass ich am gleichen Tag zwei kleine Klüfte praktisch am Weg aufmachen konnte.
Die erste kleine Kluft südseitig, am Wanderweg / Erstaunliche Ausbeute / Super Rauchquarzstufe 12x8 cm
Die restlichen zwei Tage verbrachte ich in der Nordwand des Frunthorns. Da bearbeitete ich am ersten Tag die Kluft von 2009 und konnte noch eine schöne Fluoritstufe bergen.
Die schöne Fluoritstufe / Die harte Granitwand mit der Kluft von 2009
Am zweiten Tag war ich unter der Wand und habe versucht eine alte Kluft wieder zu finden, die zugeschüttet wurde, leider ohne Erfolg, wie so oft an diesem Berg. Knochenarbeit den ganzen Tag, manchmal wochenlang und ich finde gar nichts. Es gab schon Jahre, in denen ich in 2-3 Wochen am Frunthorn nicht die Spesen vom Kaffe mit Schnaps am Abend im Zelt rausgeholt hätte, geschweige denn die Helikopterkosten und Hundefutter.
Tonnenschwere Granitblöcke müssen weggeräumt werden.
Leichtsinnige Kletterei ohne Seil und Helm / Anflug Frunthorn, links neben Fensterrahmen