Fundberichte 2011
1. Fundbericht
Langsam wird es Winter und ich war bis jetzt zu faul meine Berichte zu schreiben und das tut mir leid für alle, die darauf warten. In der Zwischenzeit sind das viele Leute in ganz Europa. Immer wieder bekomme ich nette Mails, in denen mich die Leser auffordern, weitere Berichte zu schreiben. Im Frühling 2011 konnte ich sehr früh mit dem Strahlen anfangen, da im gesamten Alpenraum kein Schnee lag. Weil mein Rettungshund Sam im Winter pensioniert wird, musste ich einen jungen Hund nachziehen. Dieser neue Hund heisst Jack und ich wollte ihn im Frühling mit dem Strahlen vertraut machen, dieser interessierte sich jedoch mehr für die Natur und ihre Tiere, als für meine Buddelei.
Nach einigen erfolglosen Strahlertouren und Exkursionen, begann ich an mir und meinem von mir gewähltem Weg oder Beruf zu zweifeln. Wie sollte ich mein Leben finanzieren, wenn es fast nichts mehr zu finden gibt. Jedes Gebiet wird mit jedem Strahlerjahr abgesucht, ich werde immer älter und es wird immer schwieriger, etwas zu finden. Das sind dann die Tage, an denen man unzufrieden ist und sich Sorgen um die Zukunft macht, obwohl man völlig gesund ist und alles hat, was ein Mensch braucht um glücklich zu leben. Irgendwie ist es in unserer macht- und kapitalorientierten Welt schwierig zu lachen und zufrieden zu sein.
10.6 2011. Noch immer hatte ich nichts Nennenswertes gefunden. An diesem Tag war ich mit meinem Freund und Kunden Angelo aus Zürich in Mont zu meiner grossen Kluft, die im Frühling auch noch nichts hergegeben hatte, unterwegs. Wir arbeiteten den ganzen Vormittag und mein Freund wurde langsam müde. Ich arbeitete mich mit blutenden Händen weiter in das Band hinein, immer wieder kaputte Spitzen und Scherben. Irgendwo muss doch noch was sein, was nicht kaputt ist sagte ich zu meinem Freund und schuftete ohne Mittagessen weiter. So gegen zwei Uhr wurde auch ich müde und ich verfluchte meine Raucherei. Nach einer Zigarettenpause und einem Liter Milch arbeitete ich weiter.
Nach weiteren zwei Stunden kam die erste intakte Stufe, mein Freund hatte vor Freude fast Tränen in den Augen und lobte meine Entschlossenheit und Ausdauer. Nun war ich in einem Hohlraum und wir konnten die Stufen nur noch ernten.
Oben an der Kluftwand ertastete ich eine grössere Stufe. Mit der nötigen Geduld und Unterstützung von Angelo gelang uns die Bergung einer 50 kg-Gruppe. Sie ist rundherum auskristallisiert und völlig unverletzt.
Die Gruppe nach der Bergung / Die Gruppe zu Hause
Die Kluft füllte unsere Rucksäcke und ich war wieder von meinem Beruf überzeugt. Auch die ehrliche Freude von Angelo hat den Tag vollkommen gemacht. Daheim wurde der Fund bei einem gemütlichen Essen und einem Glas Wein noch einmal bestaunt. Die Kluft hatte noch ein paar andere sehr schöne Stufen geliefert. Am nächsten Tag verabschiedete sich Angelo von uns und musste nach Hause. Die Kluft lieferte noch einige Rucksäcke, bevor mich wieder das harte Quarzband von Neuem herausforderte.
2. Fundbericht oder Unfallbericht
Nach der Kluft folgte schlechtes Wetter und viel Misserfolg, was mich aber nicht beunruhigte. Mein Fokus galt nun dem Frunthorn. Am 27.7.11. war es soweit, wir konnten unser Material zum Frunthorn fliegen und uns einrichten für die 2 Monate strahlen am Berg. Es folgten 3 Tage Arbeit mit viel Schweiss und schlechtem Lohn. Am 2.August mussten wir runter um meine Kunden für eine weitere Exkursion zu empfangen. Am 4. August war ich mit meinen treuen Kunden aus dem Thurgau unterwegs. An jenem Morgen, meine Gelenke und Muskeln waren noch kalt, meine Gedanken wahrscheinlich da, wo sie nicht hingehören, und ich beim Runterklettern einer harmlosen Wand. Das Ergebnis dieser Situation war für mich eine Katastrophe. Ich bin ausgerutscht, runter gefallen und meine rechte Schulter war demoliert. Da ich selber im Rettungsdienst arbeite, wusste ich , dass meine Bänder und Muskeln wahrscheinlich gerissen waren und meine Strahlersaison zu Ende war. Eine Woche später wurde ich operiert, nach 4 Tagen durfte ich das Krankenhaus verlassen. Als Geschenk hatte ich einen Koffer unter den Arm gekriegt, der da sechs Wochen bleiben sollte. Es folgten 2 Monate schönstes Wetter. Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt, ich konnte nichts aber auch gar nichts machen. Ende September habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin mit meiner Freundin aufs Frunthorn gestiegen. Ausgerüstet mit meinem Koffer und ein bisschen Werkzeug begab ich mich in die steile Nordflanke des Berges. Da ich mit einem Arm arbeiten musste, war klar, dass ich nichts finden konnte.
Da ich mich mit meiner Behinderung sogar in die Nordwand des Frunthorns abgeseilt habe, mit meiner Freundin ohne Seil über die Spalten des Rhonegletschers gesprungen bin und sonst noch allerlei schöne Sachen gemacht habe, kann ich mich glücklich schätzen, dass mir kein weiterer Unfall passiert ist.